
Türchen 16
Pair: Jeffx OC
Kinks/Warnung: //
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Verzweifelt klammerte sie sich die ganze restliche Nacht an ein Stück Reling. Ihr Passagierschiff, mit dem sie eigentlich unterwegs gewesen war, wurde von Piraten überfallen und versenkt. M´oori schaffte es, dass sie entkommen konnte. Leider trieb sie jetzt auf dem Meer herum. Sie konnte nur hoffen, dass sie vor dem Sonnenaufgang Land oder ein anderes Schiff erreichte.
Sonst wäre das ihr Ende.
Als Nachtalb durfte sie immerhin nicht direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt sein, sonst würde sich ihre Haut weiter hellgrau färben. Mal abgesehen davon, dass sie am Tag nichts sehen konnte. Ihr Augenlicht bildete sich zurück und sie konnte erst Nachts wieder etwas sehen.
Zum Glück war sie leicht und zierlich, sodass sie ihr Körpergewicht gut auf dem Stück Holz halten konnte. Ihre Fähigkeiten zum Klettern halfen auch dabei, ihre Balance darauf zu halten. Doch es kam, wie es kommen musste und am Horizont ging langsam die Sonne auf, während sie immer noch ohne Aussicht auf einer Insel herumtrieb.
M´oori schloss langsam ihre Augen, bereitete sich auf die Blindheit vor, bis ihre großen, fledermausähnlichen Ohren Geräusche wahrnahmen. Ihr Kopf schoss in die Höhe und sie streckte sich, um das Meer zu betrachten. Da wurde sie von etwas geblendet. Ihre Augen wurden groß, als sie in der Ferne eine Art Schiff erkennen konnte. Noch befand es sich unberührt von den Sonnenstrahlen, weshalb sie sich kurzerhand dazu entschied, von ihrer Reling zu klettern und den Rest zu schwimmen.
Mit letzter Kraft zog sie sich schließlich aus dem Wasser, auf eine Art Plattform, die sich Rund um das seltsame Schiff befand. Die Fisch-Form irritierte sie noch mehr, als die vielen lauten Stimmen, die aus einen der geöffneten Fenster drang. Doch sie war zu fertig, um überhaupt aufzustehen. Die Schwarzhaarige kauerte sich einfach in den Schatten des Schiffes zusammen und schlief an Ort und Stelle ein.
Der Geruch von leckerem Essen weckte das Nachtalb. Träge öffnete sie die Augen, blinzelte und stellte fest, dass sie ihre Sicht verloren hatte. Es war Tag geworden, doch so wie es aussah, hatte die Sonne M´oori nicht komplett erreicht, immerhin spürte sie keinen Unterschied ihrer Haut und fiebrig war sie auch nicht.
Auf einmal quietsche hinter ihr etwas und überrascht drehte sie sich um. „Mh? Was haben wir denn hier?“, hörte sie eine männliche, verwunderte Stimme sagen. Sie hörte einen Schritt, dann ein Klappern von Holz auf Holz, dann wieder einen Schritt. Das war ein seltsamer Klang eines laufenden Mannes, doch sie verhörte sich nicht. Hatte er nur ein Bein? Sie hörte es sich zumindest an.
Als sie spürte, dass der Fremde nah bei ihr war, fauchte sie ihn an und wollte sich umdrehen und wegrennen, doch sie wurde aufgehalten. „Da solltest du nicht lang. Ein Nachtalb wie du sollte nicht in die Sonne.“ Verwundert blieb sie in ihrer Bewegung stecken. „Woher weißt du, was ich bin?“, fragte sie dann leise. Sie spürte die Neugierde in ihr, auch wenn sie ängstlich gegenüber den Menschen war.
In ihrem Stamm galten sie als böse Jäger und sie hatte die Natur der Menschen schon öfter miterleben müssen, seitdem ihr Stamm sie verbannt hatte. Die die Piraten die sie erst überfallen hatten, waren ein gutes Beispiel für die Behauptungen des Stammes.
„Ich habe auf meinen Reisen viel erlebt.“, erklärte der Fremde. Er wollte noch etwas sagen, allerdings knurrte ihr Magen plötzlich so laut, dass er innehielt. Ertappt presste sie ihre Hände auf ihren Bauch, erhielt von ihm aber nur ein Lachen. „Da hat wohl jemand Hunger. Dann komm mal mit, kleines Nachtalb.“ „Ich heiße M´oori.“, murmelte sie, traute sich jedoch nicht, den Schritten zu folgen. „Ich bin Jeff, Chefkoch und Besitzer des Baratié. Ich koche dich schon nicht, ein Nachtalb gehört in keine Suppe.“
Der Klang aus Schritt und Holzklappern entfernte sich langsam von ihr. Die Schwarzhaarige wusste nicht so recht ob sie ihm trauen konnte, aber letztendlich wurde sie von ihrem Hunger und der Neugier gepackt und tastete sich langsam voran. Sie hörte, wie der Chefkoch immer wieder anhielt und auf sie wartete, bis er stoppte. „Du kannst hier warten. Neben dir ist eine Kiste, da kannst du dich draufhocken.“
M´oori nickte, ertastete die Kiste und setzte sich. Es dauerte nicht lange, da nahm sie einen sehr leckeren Geruch wahr und hörte Jeffs Schritte. Dann wurde ihr eine Schüssel in die Hand gedrückt. „Iss ruhig.“, forderte er sie auf. Kurz roch sie daran, bevor sie einfach ihre Bedenken beiseiteschob und den Eintopf aufaß. Dabei spürte sie die ganze Zeit seinen Blick auf sich und schauderte innerlich.
Sie hatte das Gefühl, dass er mal etwas anderes war, vor seiner Zeit als Koch. Seine Aura schrie irgendwie danach.
„Woher kommst du? Hast du kein Zuhause?“, fragte Jeff schließlich, als sie aufgegessen hatte. Langsam schüttelte M´oori traurig den Kopf. „Ich wurde von meinem Stamm verbannt, weil ich einmal in Sonnenstrahlen gekommen bin.“ „Du kannst dich nicht mehr unsichtbar machen, oder?“, fragte er, als würde er ihre Rasse wirklich kennen.
Verwundert nickte sie und griff kurz in ihr Gesicht. Dort wo ihre dunkelgraue Haut hellgrau gefärbt war. Sie vermisste ihren Stamm, aber zurück konnte sie nicht mehr...
„Mhh kein Zuhause, was?“, brummte Jeff und seufzte. „Wie wäre es, wenn du hier im Baratié bleibst und aushilfst? Solange du aufhörst, Sanjis Stimme zu nehmen.“ M´oori öffnete ihre milchigen Augen, konnte ihn allerdings nicht sehen. „Ich darf hierbleiben?“ Dieses Mal lieh sie sich eine andere Stimme beim Sprechen aus, klang dabei etwas weiblicher als zuvor.
„Ja. Wenn du keine Teller zerdepperst.“, war die Antwort des Chefkochs. Dann spürte sie eine Hand auf ihrem Kopf. „Jeder der Hunger hat, bekommt von mir etwas zu essen. Außerdem scheinst du mir ein kleiner Streuner zu sein... und ich sammele gerade sowieso heimatlose Idioten...“, das letzte hatte er eher leise gemurmelt, doch sie verstand es.
„Hey, wir sind keine heimatlosen Idioten!“ „Owner Jeff, seien Sie nicht so fies!“, „Ruhe ihr Hitzköpfe und zurück an die Arbeit!“, brüllte Jeff als Antwort. Sie konnte noch weitere Streitereien hören und stellte langsam ihren Teller auf die Seite. Ein leichtes Lächeln trat auf ihr Gesicht, als sie aufstand und sich vor Jeff verbeugte.
„Ich werde fleißig arbeiten!“
Immerhin stand sie in seiner Schuld.
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~*~
Es war einmal...

