
Türchen 11
Pair: Lime Juice x OC
Kinks/Warnung: AU, Fortsetzung
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Sie fand das erste kleine Pergament in einem der neuen Notenbücher, am Abend nach seiner Abreise. Verwundert nahm sie das zusammengefaltete Blatt in die Finger, legte das Notenbuch auf die Halterung des Pianos und öffnete vorsichtig die weiße Seite.
Ich liebe Erdbeeren. - L.J.
Etwas verwirrt starrte sie auf die Schrift, strich mit ihren Fingern über die geschwungenen Linien und die Initialen, bis sie realisierte, was Lime Juice damit ausdrücken wollte. Ihr Herz begann zu klopfen, als sie aufsprang und zum Bücherregal rannte. Sie nahm wahllos das nächste Buch in die Hand, öffnete es und zum Vorschein kam erneut ein zusammengefaltetes Pergament. Auch dieses öffnete sie.
Deine Augenfarbe ist meine Lieblingsfarbe. - L.J.
Malenias Augen wurden groß. Sie ergriff das nächste Buch, doch dann stoppte sie mitten in der Bewegung und sah etwas verloren im Raum umher. Hatte ihr Gatte das für sie hinterlassen, dass sie jeden Tag etwas zum Finden und Freuen hatte? Dass sie sich nicht so einsam fühlte? Sie blinzelte. Wenn sie jetzt jedes Buch öffnete... dann hätte sie nichts mehr.
Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie das Buch zurückstellte, das kleine Pergament jedoch mitnahm und sich zurück zum Piano begab. Sie legte das zusammengefaltete Stück neben das Erste und öffnete ihr Notenbuch.
Sie würde erst ein neues Buch nehmen, wenn sie mit dem alten Notenbuch fertig war. Dann konnte sie sich jedes Mal aufs Neue freuen und sie hatte etwas ganz für sich allein. Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter. Irgendwie fühlte sie sich gar nicht mehr so allein...
„Er ist... etwas Besonderes.“, flüsterte sie in den stillen Raum, bevor sie ihre Finger auf die Tasten legte und begann die erste Symphonie zu spielen.
~*~
An einem besonders kalten Wintermorgen befand sich Malenia noch in ihrem kuscheligen Bett, als jemand vorsichtig an ihre Tür klopfte. „Lady Malenia? Seit Ihr schon wach? Ich habe einen Brief für Euch.“ Verwundert setzte sie sich langsam auf. „Kommt herein.“, erteilte sie die Erlaubnis und versuchte selbst, ein wenig Herr über ihren Körper zu werden. Das Dienstmädchen trat ein, überreichte ihr einen Brief mit dem Siegel von … ihrem Ehegatten!
Sie wartete nicht, bis das Dienstmädchen ihre Vorhänge aufgezogen hatte, um Licht hineinzulassen. Hastig brach sie das Siegel und öffnete den Brief.
„Meine liebe Malenia,
Ich hoffe, dir gefallen meine kleinen Geschenke. Ich dachte, so könntest du mich ein klein wenig besser kennenlernen, auch wenn ich weit von dir entfernt bin. Warte auf mich, ich werde ganz bestimmt zurückkehren. Vielleicht erzählst du mir dann etwas über dich?
In Liebe, L.J."
Malenias Augen brannten und sie musste den Brief weglegen, um ihn nicht mit ihren Tränen zu zerstören. Das Dienstmädchen war zum Glück aus ihrem Zimmer verschwunden. Schniefend versuchte sie ihre Tränen wegzuwischen, stand auf und ergriff den Brief wieder. Langsam trat sie an ihr Fenster und sah nach draußen. Weit konnte sie dank des Schneesturms nicht sehen, doch es reichte ihr, um zu wissen, dass er dort draußen war und an sie dachte. Abwesend drückte sie den Brief fest an ihre Brust.
„Ich werde auf dich warten...“, murmelte sie leise und legte ihren Kopf an das Fenster. „Bitte, komm bald wieder zurück...“
~*~
Der Winter verging und der Frühling stand vor der Tür. Sie hatte neben diesen einen Brief und seine ganzen kleinen Nachrichten, versteckt in den Büchern, seit seiner Abreise nichts mehr von Lime Juice gehört. Zum Beginn redete sie sich ein, dass es normal war. Auch die Angestellten sprachen mit ihr und bestätigten, dass Missionen des Königs länger andauerten und das Wetter eine entscheidende Rolle dabei spielte. Sie sollte sich keine Sorgen machen. Er wäre stark und nicht allein. Immerhin wurde er von einer Armee und anderen Rittern des Königs begleitet.
Trotzdem informierte sich Malenia über den Kriegsverlauf, so gut es eben ging. Sie schickte Boten in die Hauptstadt, die ihr aktuelle Berichte vortrugen. Dabei lernte sie die ihr fremde Sprache immer besser zu beherrschen und dank des Burgverwalters und ihrer Hofdame konnte sie auch ihre Aussprache verbessern.
Doch sobald der Schnee wich und die ersten Frühlingsblumen im Garten erblühten, wurde Malenia unruhig. Sie hatte bereits tausende Male seinen Brief und seine zurückgelassenen Nachrichten gelesen, hatte sogar ein wenig komponiert und kümmerte sich so gut es ging um seine Ländereien, zusammen mit dem Verwalter. Allerdings brachte das alles nichts. Es kam keine Nachricht. Ein Bericht der Hauptstadt blieb auch seit Wochen aus und in ihr hatte sich ein ungutes Gefühl breit gemacht, sodass sie seit Tagen nicht richtig schlafen oder sich ausruhen konnte.
Sie lief gerade ein wenig durch den Garten, um die ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen zu genießen, als eines der Dienstmädchen gehetzt auf sie zu gerannt kam. Ihr Herz verkrampfte sich, als sie den Brief in der Hand der Magd erkannte, und sie kam ihr sofort entgegen. „Herrin... Lady Malenia. Das ist ein Brief vom König!“
Malenia nahm zitternd das schneeweiße Pergament in die Finger und betrachtete das königliche Siegel. Plötzlich hatte sie furchtbare Angst vor dem Inhalt des Briefes. War ihr Gatte gefallen? „Es muss nichts schlechtes bedeuten...“, versuchte das Dienstmädchen sie zu trösten. Mit einem Nicken brach sie das Siegel und las die wenigen Zeilen.
Von Wort zu Wort wurde sie immer blasser, bis sie das Gefühl hatte, dass sie gleich zusammenbrechen würde. „Sattelt ein Pferd...“, murmelte sie dann und versuchte mit aller Kraft nicht in Tränen auszubrechen. „Lady Malenia?“, fragte das Mädchen etwas verwirrt. „Sattelt es, sofort! Ich muss in die Hauptstadt! Ich muss zu ihm!“
Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, sich etwas passenderes anzuziehen. Lediglich ihr Reitmantel wurde von einem Dienstmädchen gebracht, bevor sie in den Sattel stieg und dem Pferd die Sporen gab. Ihre Leibwächter hatten Probleme damit, überhaupt mit ihr mitzuhalten. Denn sie ritt, als würde der Tod persönlich hinter ihr her sein. Und im Prinzip... war es das auch.
Die Straßen zur Hauptstadt waren an diesen Tagen trotz des Wetters noch spärlich in Benutzung. Weshalb sie auch deutlich schneller dort eintraf und umgehend zum Schloss, in Mitten der Hauptstadt galoppierte. Dabei war es ihr egal, dass die Leute sie ansahen. Sie schob lediglich die Kapuze ihres Mantels tiefer in ihr Gesicht. Am geöffneten Tor holten ihre zwei Leibwächter Malenia ein, als sie gerade vom Pferd stieg. Ein Diener kam, sowie ein paar königliche Wachen. „Es tut mir fürchterlich leid, aber ich kann Euch keinen Zutritt gewähren.“, sprach der Diener. Kurz wanderte sein Blick über Malenia, die wohl diverse Blätter in den Haaren hatte, völlig zerzaust und abgekämpft und absolut nicht wie eine Hofdame wirken musste.
Doch sie war damit nicht zufrieden. „Wir kommen von Burg Burondo. Das hier ist Lord Lime Juice Ehefrau. Sie hat ein Recht drauf, ihn zu sehen.“, ergriff eine ihrer persönlichen Wachen das Wort und trat neben sie. Der Diener haderte immer noch. Malenia hätte beinahe die Geduld verloren, als ein weiterer Ritter vortrat, den sie sehr wohl kannte.
Er musterte sie ebenso, dann wurde sein Blick sanfter. „Lady Malenia. Es ist lange her.“, der Grauhaarige verbeugte sich kurz. „Natürlich bringe ich Euch zu Eurem Gatten. Bitte folgt mir.“ Malenia neigte kurz den Kopf. „Ich danke Euch, Lord Beckman.“
Der Ritter verlor zum Glück keine Zeit. Schnellen Schrittes folgte sie ihm und kam schlussendlich im Lazarett an. „Die Mission, auf welche Lime Juice unterwegs war, verlief ohne weitere Vorkommnisse. Jedoch wurde seine Gruppe auf der Heimreise von feindlichen Soldaten angegriffen und er wurde dabei schwer verwundet. Er ist nicht bei Bewusstsein.“ Beckman hielt vor einer Tür. Bevor Malenia eintreten konnte, hielt der Ritter sie am Arm fest. „Mylady... er sieht nicht gut aus. Seid Ihr Euch sicher, dass ihr ihn...“ „Ja, ich bin mir sicher. Ich bin seine Ehefrau, oder etwa nicht? Wir stehen zusammen, in guten sowie in schlechten Zeiten, richtig?“
Sie erntete ein anerkennendes Lächeln, bevor der Ritter die Tür für sie öffnete und sie hinein ließ. Malenia nahm ihren gesamten Mut zusammen und schritt, ohne zu zögern über die Türschwelle. Sie hatte nicht erwartet, dass Lime Juice ein Einzelzimmer hatte, doch so sah es offensichtlich aus. Ihr Gatte lag in dem Zimmer allein, das Bett neben ihm war leer. Langsam schritt sie auf ihn zu. Ihr wurde ganz anders, als sie ihn in diesem großen Bett musterte, völlig in sich zusammengefallen, blass und nicht bei Bewusstsein. Seine langen, glänzenden, goldenen Haare waren matt und zerzaust, teilweise klebte noch Blut darin und sie konnte nur spärlich erkennen, wie sich seine Brust hob und senkte.
Ihr Mund öffnete sich kurz, bevor er sich wieder schloss. Ihr Kopf war wie leergefegt. Sie konnte nichts sagen, nichts wirklich denken. Malenia setzte sich in Bewegung, trat an seine Seite, traute sich nicht sich auf die Bettkante zu setzen. Dafür zog sie einen Stuhl an sein Bett und nach kurzem Zögern ergriff sie seine kühle Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen.
Ganz vorsichtig, als ob er unter ihren Fingern zerbrechen könnte, strich sie mit ihrer rechten Hand über seine blasse Wange. Wäre Lord Beckman nicht noch anwesend, wäre sie bestimmt in Tränen ausgebrochen. Sie spürte das Brennen bereits in ihren Augen und doch wollte sie die Fassung nicht verlieren. Sie versuchte wirklich alles, um nicht zusammenzubrechen.
Auch wenn sie keine seiner Wunden dank der hochgezogenen Bettdecke erkennen konnte, wusste sie, was Beckman meinte. Ihr Gatte war nur ein blasser Schimmer seiner Selbst. Und es schien nicht gut um ihn zu stehen.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es tat weh, als ob eine Hand ihr Herz zerquetschen würde. Angestrengt versuchte sie sich auf sein blasses Gesicht zu konzentrieren und blinzelte die ersten Tränen weg. „Könntet...“ Sie musste sich räuspern, so rau war ihre Stimme geworden. „Könntet Ihr uns bitte allein lassen?“, fragte sie dann leise. Der Ritter nickte knapp. „Eure Leibwache wartet draußen. Diener sind immer in der Nähe, sollte etwas sein...“ Sie antwortete nicht. Sie nickte lediglich, so zugeschnürt war ihre Kehle. Zu mehr hatte sie nicht die Kraft.
Sobald sie die zufallende Tür hörte, legte sie ihre Stirn auf den Bettrand und brach in Tränen aus. Malenia versuchte leise zu weinen, sodass sie niemand von draußen hören konnte. Leise Schluchzer rüttelten sie durch und sie vergrub ihre Finger in das Bettlacken, um ja nicht Lime Juice weiter zu verletzen. „Du hast es versprochen...!“, murmelte sie zwischen zwei Anfällen leise. „Du hast versprochen, dass du zurückkehren wirst... was soll ich nur tun ... wenn du mich verlässt?“
Ihre Stimme brach.
Sie blieb lange in dieser Position. Irgendwann suchte sie nach seinen Fingern, um seine Hand zu halten. Sie war froh, dass sie ein Tuch in ihrer Tasche hatte, um sich damit über das Gesicht zu wischen und ihre Nase zu putzen. Es könnte jederzeit ein Arzt oder Diener hereinkommen und da wollte sie nicht so schrecklich aussehen. Auch pflückte sie irgendwann die Blätter aus ihren Haaren und versuchte ihre Frisur zu retten.
Malenia wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis es an der Tür klopfte und einer ihrer Leibwächter eintrat. „Es wird dunkel. Die Diener fragen, ob Ihr hierbleiben wollt?“ Sie nickte ohne zu zögern. Sie würde die Seite ihres Gatten nicht verlassen! „Dann lasse ich ein Gemach herrichten...“ „Nein. Ich werde hier nächtigen.“, entschied sie. Der Leibwächter musterte sie etwas überrascht, doch sie würde ihre Meinung nicht mehr ändern. „Ich muss einfach hierbleiben.“, versuchte sie zu erklären. Die Züge ihres Wächters wurden sanfter und er nickte verstehend. „Natürlich. Ich werde alles veranlassen.“
Schon bald trat ein Diener ein und richtete das leere Bett her. Auch wurde ihr ein Tablett mit Speisen und warmen Tee gebracht. Sie verzog ein klein wenig leidlich das Gesicht bei dem Geruch, allerdings sagte sie nichts dazu. Als letztes trat ein jüngeres Dienstmädchen an sie heran und knickste. „Ich bin Eure zugeteilte Zofe, Mylady. Wünscht Ihr Euch für die Nacht umzuziehen? Ich kann andere Kleidung kommen lassen. Ein Diener wurde bereits geschickt, um ein paar Eurer Kleidung von der Burg zu holen.“
Malenia nickte langsam. „Ja, danke.“, murmelte sie. „Da wäre noch etwas.“, teilte ihr die junge Zofe mit. „Der König lädt Euch zum gemeinsamen Abendessen ein.“
Blinzelnd musste sie diese Worte erst einmal verdauen, dann starrte sie die Zofe an, bevor sie das Tablett mit den gebrachten Speisen musterte. Als hätte die Zofe ihren Gedankengang gehört, erklärte sie sich gleich. „Die Speisen wären für den Fall, dass Ihr ablehnt, Mylady.“
Sie biss sich kurz auf die Lippen. Ein ganz kleiner Teil in ihr würde diese Einladung am liebsten ignorieren, doch ihre Erziehung zwang sie dazu, die königliche Einladung anzunehmen. Immerhin vertrat sie auch das Haus und den Ruf ihres Mannes. Alles, was sie tat und sagte, würde unweigerlich auf ihn zurückfallen. Und sie wollte seinen Ruf keinesfalls ruinieren oder auch nur beflecken.
Deshalb kratzte sie das letzte bisschen Kraft zusammen, was sie in sich trug und stand auf. Die Zofe hatte sehr schnell ein passendes Kleid geholt und half ihr beim Umziehen. Es war recht schlicht und zudem mussten kaum Änderungen wegen ihrer Größe vorgenommen werden. Schmuck gab es auch und ihre Frisur steckte die Zofe frisch hoch. Am Ende sah sie tatsächlich vorzeigbar aus und wirkte mehr wie die Ehefrau eines Ritters als zu ihrer Ankunft.
Als letztes steckte sie sich den Siegelring ihres Mannes an den Finger, welchen sie von ihm kurz nach der Hochzeit erhalten hatte. Sie trug ihn neben ihrem Ehering ständig und legte ihn auch keine zwei Zentimeter von sich weg. Er war heilig, immerhin symbolisierte er ihren Stand und ihre Zugehörigkeit.
Malenia wagte einen letzten Blick auf ihren immer noch bewusstlosen Gatten, bevor sie der Zofe durch die Gänge folgte, um zum Abendessen mit dem König zu erscheinen. Anscheinend waren sie pünktlich, denn das junge Mädchen schlug keinen gehetzten Gang ein und öffnete ruhig die Tür, als sie vor einer Doppeltür Halt machten.
Sie landete in einem kleineren, eher privateren Esszimmer. Der Tisch hätte trotzdem für gut 10 Ritter gereicht. Ein offener Kamin sorgte für eine angenehme Wärme und Kerzenschein für eine gute Stimmung. Der König selbst stand zuerst am gegenüberliegenden Fenster, bis sich die Tür öffnete und die Zofe sie vorstellte. „Lady Malenia, aus dem Hause Yasashi.“
Malenia knickste höflich und tief, so wie ihr es beigebracht wurde. Ihr Herz klopfte viel zu schnell und sie war furchtbar nervös. Immerhin hatte sie den König nur bei ihrer Hochzeit gesehen und kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Sie war Beiwerk gewesen, nicht erlaubt zu reden, wenn die mächtigen Männer sprachen. Jetzt war sie allein mit ihm, ohne ihren Gatten...
„Erhebt euch, Lady Malenia.“, ertönte seine sanfte Stimme. Sie tat, was er verlangte, und hob ebenfalls ihren Kopf. Sein Blick lag auf ihr und er lächelte sie an. „Es freut mich, dass wir uns wieder sehen. Auch wenn die Umstände nicht schlimmer hätten sein können. Ich bedauere es sehr, dass sich Lime Juice in diesem Zustand befindet. Mein Leibarzt wird alles tun, um ihn zu retten.“
Sie nickte, während hinter ihr die Tür zu fiel und somit die Zofe verschwand. Plötzlich änderte sich die Haltung des Königs und er trat näher. Verwundert und ein wenig vor den Kopf gestoßen musterte sie ihn, wie er mitfühlend eine Hand auf ihre Schulter legte. „Ernsthaft. Es tut mir leid, was passiert ist. Das hätte nicht passieren dürfen und das ist mir bewusst. Aber glaubt mir.... Lime Juice ist stark. Er wird wieder. Immerhin hat er eine wunderschöne Frau, zu der er zurückkehren muss.“
Sein offenes Grinsen und allgemein sein seltsam lockeres Verhalten passten absolut nicht zu dem Bild, was sie von ihm hatte. Sie runzelte die Stirn, zu keinem Wort fähig. „...“ „Und es freut mich sehr, dass Ihr ihn mögt. Trotz der ganzen Umstände mit der Zwangsheirat.“, fuhr er einfach fort, überrumpelte sie immer mehr und während er sprach, drückte er sie auf einen der Stühle am Tischende. „Auch wenn Ihr euch sorgt, müsst Ihr etwas essen! Ihr seht abgemagert aus, aber dabei müsst Ihr bei Kräften bleiben. Sonst bekomme ich am Ende nur Ärger von Lime, dass ich nicht mal dazu fähig bin, anständig auf seine Frau aufzupassen.“
Er grinste weiter und setzte sich neben sie. Nicht ans gegenüberliegende Tischende. Nein, einfach neben sie. Wortlos starrte sie vor sich her und bemerkte, dass der Tisch bereits gedeckt war und allerlei warme und kalte Speisen vor ihr standen. Unter anderem auch Erdbeeren. Zwangsläufig erinnerte sie sich an Lime Juice ersten, versteckten, kleinen Brief in ihren Notenbüchern und ballte ihre Hände zu Fäusten; natürlich unter dem Tisch, sodass es ungesehen vom König bleib.
„War es... war es denn notwendig?“
„Mh? Oh Ihr habt ja doch eine Stimme.“, zog er sie auf und nahm seinen Krug um davon zu trinken. Als er absetzte und sie immer noch nichts gesagt oder getan hatte, sondern nur vor sich hinstarrte, seufzte er. „Ja... war es. Er hat mir einen großen Dienst erwiesen und meine zukünftige Frau vor dem Tod gerettet. Anderenfalls hätte sie das Schwert abbekommen.“ „Aber es hat ihn getroffen.“, murmelte sie und spürte erneut die Tränen, die sie nur mühselig unterdrücken konnte. Sie verstand die Treue ihres Ehegatten gegenüber seinem König.
Keine Frage.
Aber sie durfte diese Treue verurteilen, oder?
Oder zumindest den Fehler, den offensichtlich der König gemacht hatte. „Ja, das Schwert hat ihn getroffen. Ich hätte mit einem Angriff rechnen müssen und die Eskorte deutlich verstärken müssen. Es klingt nach einer Ausrede, wenn ich die gehetzte Abreise mit Zeitdruck erkläre oder das Wetter beschuldige. Vielleicht wollte Lime Juice auch einfach nicht mehr warten. Es ist egal, immerhin schwebt er jetzt in Lebensgefahr und Ihr seid todtraurig und müsst um sein Leben fürchten. Ihr dürft mir gerne alles an den Kopf werfen, was Euch vorschwebt. Ich werde es ertragen und Euch weiter Wein einschenken.“
Um seine Worte zu bekräftigen, schenkte er ihr roten Wein ein und reichte ihr den Becher. Wortlos schüttelte sie nur mit dem Kopf, ergriff dennoch das Glas und trank ein klein wenig davon, nur um es abzustellen. Sie hasste den Geschmack von Alkohol und trotzdem durfte sie das Angebot des Königs nicht ablehnen.
Der rothaarige Herrscher seufzte erneut, dieses Mal lauter und deprimierender. „Ich lasse Euch nicht köpfen, wenn Ihr sagt, was ihr denkt.“ „Ich will einfach nur so schnell wie möglich zurück zu meinem Gatten, wenn das möglich wäre.“, murmelte sie schnell, ohne diesen seltsamen König weiter anzusehen.
Sie konnte ihn irgendwie nicht leiden.
Es war kurz still. Sie hatte schon Angst, dass sie zu unhöflich war, doch er nickte schließlich. „Natürlich. Aber könntet Ihr trotzdem wenigstens eine Kleinigkeit essen? Bitte. Nicht für mich, für Lime Juice.“ Sie zuckte kurz zusammen und vergrub ihre Fingernägel weiter in ihre Handflächen, bis sie diese öffnete und die Gabel ergriff. Dann aß sie, wenn auch gering. Mehr bekam sie nicht herunter. Ihr Magen hatte sich verknotet und sie verspürte absolut keinen Hunger.
Das akzeptierte der König, nach abermaligem Seufzen. Er wünschte ihr noch eine gute Nacht, dann entließ er sie wieder.
Malenias Anspannung entwich ihr allerdings erst wieder, als sie umgezogen in ihrem Bett neben Lime Juice lag und im Kerzenschein ihren Gatten musterte. Als die Anspannung vom Tag langsam ihren Tribut forderte, begann ihr Körper zu zittern und sie weinte sich leise in den Schlaf.
Die folgenden Tage waren nicht sehr viel besser. Schlimm genug, dass Lime Juice keinen Hinweis darauf gab, bald aufzuwachen, nun hatte sich auch noch seine Wunde entzündet und sorgte für schlimmes Fieber. Sein schwerer Atem sorgte dafür, dass Malenia nachts gar nicht mehr schlief. Sie hatte einfach zu viel Angst davor, dass er plötzlich doch jegliche Atmung einstellte. Deshalb blieb sie bei ihm, wechselte regelmäßig die kalten Tücher aus und tupfte ihm den Schweiß von seinem Gesicht. Sie wäre äußerlich ein völliges Wrack, wenn sie nicht mit täglichen Besuchern rechnen musste und sich deshalb immer wieder herrichtete.
Immerhin musste sie stark aussehen. Sie musste gut aussehen. Das war alles, was ihre Aufgabe als Ehefrau war. Die perfekte Gattin.
Und zum ersten Mal seit ihrer strengen Erziehung wollte sie das freiwillig für Lime Juice tun. Sie wollte für ihn stark sein. Nicht wegen irgendwelchen Vorschriften.
Allein für ihn...
Sie wrang gerade das nächste Tuch aus und legte es auf seine Stirn, als sich die Tür öffnete. Malenia erwartete den Arzt oder einen Diener, stattdessen trat eine Frau in ihrem Alter den Raum. Die fremde Erscheinung ließ Malenia mit der Stirn runzeln. Als Erstes fielen ihr die dichten, zu drei Zöpfen geflochtenen, silbergrauen Haare auf. Danach entdeckte sie die zwei weißen Leoparden-Ohren auf ihrem Kopf. Das graue, sehr schlichte Gewand, dass fließend ohne einen Rock kurz vor dem Boden endete war genauso außergewöhnlich, wie der schwarze, schlichte Umhang um ihre Schultern und die fremden Perlen um ihren Hals. An ihrer rechten Haarsträhne war ein Haarschmuck befestigt, der offensichtlich etwas Tieferes bedeuten musste.
Sobald die Fremde Malenia entdeckte, setzte sie sich in Bewegung und blieb direkt vor dem Bett stehen. Malenia stand nun ebenfalls auf. Bevor sie ein Wort sagen konnte, verbeugte sich die Fremde tief vor ihr. „Es tut mir außerordentlich leid für Eure Umstände! Ihr müsst die Werte Gattin des Ritters aus dem Hause Yasashi sein, Lady Malenia, korrekt?“
Hätte sie sich nicht so gut unter Kontrolle, hätte sie jetzt definitiv den Mund vor Überraschung geöffnet. So starrte sie die junge Frau einfach nur an und nickte. Wer war sie? Auch wenn ihr Erscheinungsbild deutlich zeigte, dass sie aus einem entfernten Land stammte, sprach sie die Sprache des Akai-Königreichs besser als Malenia und vor allem fließender und auch einfügen deutlich förmlicher.
Die Fremde richtete sich wieder auf, als sie nichts von Malenia hörte. Sie lächelte vorsichtig. „Wenn ich mich kurz vorstellen darf: Ich bin die erste und einzige Tochter des Königs von Sól, Rakia Dragneer, Verlobte des hiesigen Königs, Shanks Le Roux. Euer Gatte hat mir mein...“ „Leben gerettet. Und dafür liegt er jetzt hier.“, unterbrach Malenia sie kurzerhand.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihre gesammelte Verzweiflung, ihre Trauer, ihre Angst vor dem Verlust des einzigen Menschen, den sie hier in diesem Königreich kannte, verwandelte sich mit einem Schlag in reine Wut.
„Ja und dafür wollte ich mich entschuldigen. Es stand nie in meiner Absicht, dass...“ „Er stirbt vielleicht!“, brach es aus Malenia heraus, lauter als sie es angenommen hatte. Sie hätte sich vor sich selber erschrocken, wenn sie in diesem Moment nicht so furchtbar wütend gewesen wäre. „Ich verliere den einzigen Menschen, den ich hier kenne! Wegen Euch!“ Sie warf die Hände in die Luft, um ihrer Wut Raum zu geben.
„Es geht ihm von Tag zu Tag schlechter! Er hat Fieber, er leidet fürchterlich! Und das alles nur, weil er dieses verfluchte Schwert unbedingt abfangen musste!“ Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten. All die unterdrückten Tränen fanden einen Weg aus ihren Augen und sie blinzelte, als ihre Sicht deshalb kurz verschwamm. „Vergesst eure Entschuldigung! Davon wird es ihm nicht besser gehen!“
Rakia wurde immer kleiner, als Malenia sie in Grund und Boden schrie. Mittlerweile dämpfte sie ihre Stimme auch nicht mehr. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie war völlig am Ende. Atemlos starrte sie die fremde Frau an. „Was soll ich denn nur tun, wenn er stirbt?!“ Ihre Stimme brach ab, ihre Tränen, ihr Zittern wurde schlimmer. Sie schluckte Galle herunter und atmete flacher. Vor ihrer Sicht tanzten plötzlich schwarze Punkte und sie musste sich an der Wand abstützen, um nicht umzukippen.
Als Rakia den Abstand überbrücken wollte, um ihr zu helfen, zischte sie nur aggressiv. Sie schloss kurz die Augen, um ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen und realisierte, dass sie zum ersten Mal ausgesprochen hatte, dass er eventuell sterben könnte. Die Tränen wurden schlimmer. Sie wollte es nicht wahrhaben, aber langsam verschwand ihre Hoffnung völlig. Dabei … dabei … es war nicht fair, verdammt!
Sie kannte ihn doch jetzt ein wenig besser! Durch die ganzen kleinen Nachrichten in ihren Büchern hatte sie ihn liebgewonnen. Sie wollte mit ihm reden! Sie wollte ihm sagen, was sie mochte und was sie nicht mochte und sie wollte ihn wirklich besser kennen lernen! Und sie verzweifelte an den Gedanken, dass sie das vielleicht nie tun konnte!
Nie …
…
Ein verzweifeltes Wimmern verließ ihre Kehle. Beinahe hätte sie die folgenden Worte nicht gehört. Aber Malenia hörte sie.
„Wer... wer behauptet denn, … dass … ich sterben werde?“
Malenia riss die Augen auf. Ihr Kopf drehte sich ruckartig zu Lime Juice, nur um zu erkennen, wie er langsam die Augen öffnete und wohl wegen dem hellen Licht blinzelte. Sie stürzte an seine Seite, kniete sich neben ihn ans Bett und umfasste seine Hand mit beiden ihrer Hände. „Lime Juice?!“, flüsterte sie mit rauer Stimme, als hätte sie Angst, dass sie sich das nur eingebildet hatte.
Doch das hatte sie nicht.
Langsam drehte er seinen Kopf in ihre Richtung, während sich seine Finger bewegten und sich mit ihren verhakten. Sein Gesicht begann zu strahlen, als er sie erkannte. „Malenia... du bist hier.“ „Natürlich!“, schluchzte sie. „Natürlich bin ich hier!“ Sie vergrub ihr Gesicht neben seiner Halsbeuge ins Kissen. Laute Schluchzer rüttelten sie durch und sie konnte nicht in Worte fassen, wie unglaublich froh sie war! Eine riesige Last fiel von ihrem Herzen und selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie keine Worte mehr formen können.
Da half es auch nichts, dass sie plötzlich seine Hand auf ihrem Hinterkopf spürte, die sie tätschelte und wahrscheinlich versuchte zu beruhigen. „Ich bin hier...“, murmelte Lime Juice in ihr Ohr. „Ich habe doch versprochen... dass ich zu dir zurückkehren werde...“ Sie nickte mit trockenem Mund.
Malenia brauchte eine Weile, bis sie sich wirklich wieder beruhigt hatte und die ersten richtigen Worte formen konnte. Dabei hob sie nicht einmal den Kopf. Sie drehte ihn nur ein wenig, um ihren Gatten ansehen zu können. „Ich mag auch Erdbeeren...“, murmelte sie leise und spürte, wie ihr Gesicht warm wurde und sie wahrscheinlich rot anlief.
Seine Augen weiteten sich überrascht, doch sie erzählte gleich weiter. „Ich liebe das Meer, ich mag Tiere, ich vermisse die Meeresluft meiner Heimat und das Kreischen der nervigen Möwen am Morgen. Ich esse eigentlich viel zu viel und viel zu oft Süßkram, ich lese Bücher vor allem auf dem Boden vor einem angezündeten Kamin. Der Winter war schrecklich einsam und viel zu nass und kalt, ich mag auch euren Tee nicht. Ich...“ Sie stockte und bekam schon wieder Tränen in den Augen. „... und ich … ich hab dich fürchterlich vermisst!“
Sie schloss ihre Augen, weil sie sowieso nichts mehr sehen konnte und weil ihr das unfassbar peinlich war. Aber sie wollte, dass er es wusste! Dass sie alle seine Nachrichten gelesen hatte und wie einen Schatz unter ihrem Bett in einer Kiste aufbewahrte!
Malenia öffnete ihre Augen wieder, als sie seine Finger auf ihre Wangen spüren konnte. Sanft strich er ihr die Tränen aus den Augen und lächelte sie furchtbar süß an. „Ich habe dich auch sehr vermisst!“, murmelte er leise, bevor er dann doch das Gesicht verzog. Sofort realisierte Malenia, dass sie wohl doch viel zu nah an ihrem verletzten Gatten war und setzte sich auf. „Habe ich dir weh getan?!“, fragte sie panisch, doch er schüttelte sofort den Kopf. „Nein... alles ist gut.“ „Das bezweifele ich...“, nuschelte sie. Er hatte immer noch Fieber. Aber er war wach... er redete... sein Herz schlug. Das war genug.
Da fiel ihr wieder ein, dass sie ja eigentlich nicht allein waren. Schnell sah sie sich um, doch Rakia war verschwunden. Zum Glück. Malenia wäre es sehr unangenehm gewesen, wenn sie all das mitbekommen hätte...
„Wie geht es... Prinzessin Rakia?“, fragte Lime Juice wie aufs Stichwort. „Ist sie wohlauf?“ Er keuchte und verzog erneut das Gesicht, als er versuchte sich aufzusetzen. Sanft, aber bestimmt legte Malenia ihre Hand auf seine Schulter und drückte ihn zurück ins Bett. „Ja, ihr geht es gut...“, murmelte sie, beinahe mit schlechtem Gewissen wegen ihres Ausbruchs. Aber nur beinahe.
„Du musst liegen bleiben. Ich werde nach einem Arzt schicken.“ Sie stand langsam auf und schenkte ihrem Ritter ein Lächeln. „Ich bin wirklich froh, dass du aufgewacht bist.“ Lime Juice lächelte schwach zurück. „Und ich bin glücklich, dass du wohlauf bist.“ Kurz runzelte er die Stirn und musterte sie ausgiebig. „Aber es tut mir Leid, dass zu sagen... du siehst nicht gut aus. Bist du krank? Das gibt’s nicht... Shanks schafft es nicht mal in seinem eigenen Schloss dafür zu sorgen, dass es dir an nichts mangelt... na warte... wenn ich den in die Finger bekomme!“
~*~
Einige Tage später ging es Lime Juice gesundheitlich so weit besser, dass er stark genug war für die Reise zurück in seine Burg. Das Donnerwetter für seinen König sparte er sich auf, hatte er zu Malenia gemeint. Sobald es ihm wieder besser ging, würde er Shanks gehörig in den Boden stampfen. Doch zuerst musste er sich regenerieren und insgeheim war Malenia froh, dass sie das Schloss verlassen konnten.
Sie hatte sich dazu entschieden, zusammen mit ihrem Gatten in der Kutsche zu fahren. Auch wenn er sich hinlegen konnte, war das Geschaukel wohl eine Qual für ihn. Er murrte nicht, doch sein Gesicht verriet, dass er Schmerzen hatte. Dementsprechend erleichtert war Malenia, als sie am Abend endlich angekommen waren und er sich ausruhen konnte.
Vorsichtig geleitete sie ihn zu seinem Gemach und stützte ihn dabei. Er wollte keine Hilfe der Wachen, aber als sie ihren Arm anbot, lehnte er nicht ab. Zusammen liefen sie in das Gemach, welches schon von den Dienern fertig hergerichtet worden war. Sie half ihm, sich auf sein Bett niederzulassen und trat bei Seite, sodass er von den Dienern direkt fürs Schlafen umgezogen werden konnte. „Danke...“, meinte er leise hinter ihr.
Sie hatte sich umgedreht, um den Raum zu verlassen. Doch in der Tür zögerte sie und blieb schließlich stehen. „Wäre es denn genehm, wenn ich … die ersten Nächte hier … verbringen würde?“, fragte sie dann stockend. „Natürlich nur, sodass ich im Notfall schnellstmöglich einen Arzt rufen kann oder du nicht aufstehen musst, um einen Diener zu rufen. Du solltest dich so wenig wie möglich bewegen.“ Sie drehte sich langsam um, sobald die Diener an ihr vorbei huschten, und musterte ihren Ehegatten in seinem Bett, von wo aus er sie überrascht ansah und dann lächelte.
„Natürlich.“ Sie nickte wieder und lächele ebenso. „Gut.. dann lasse ich die Couch im Vorraum herrichten...“, teilte sie ihm mit. Er runzelte die Stirn und öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch er stoppte sich selbst und nickte. „Mach das.“
Am späten Abend betrat sie wieder in sein Gemach und stellte erfreut fest, dass im Vorraum die Vorbereitungen für ihren Schlafplatz auf Zeit, abgeschlossen waren. Sie hatte eine schöne Schlafstätte und war damit nah genug an ihrem Gatten, sollte plötzlich doch die Atmung aussetzen oder er irgendwelche Schmerzen haben. Eingehüllt in ihren Schlafmantel betrat sie kurz sein Schlafzimmer, nur um ihn bereits schlafen zu sehen. Sanft lächelte sie, trat dann wieder hinaus und setzte sich auf ihr Bett. Die Kerze in ihrer Hand stellte sie auf den kleinen Tisch, doch löschen tat sie das Licht noch nicht. Stattdessen ergriff sie ein Buch und deckte sich zu.
Sie würde heute Nacht wohl kein Auge zu tun.
Ähnlich wie die Nächte in Shanks Schloss. Zu sehr hatte sie Angst davor, dass er ihr doch im Schlaf wegstarb. Deshalb war sie eine Meisterin der kurzen Nickerchen geworden, die sie über den Tag hinweg verteilte und es so schaffte, sich irgendwie zu erholen.
Malenia blätterte gerade die Seite um, als sie seine Stimme hörte. Alamiert legte sie das Buch weg, ergriff die Kerze und lief zu seinem Gemach. „Lime Juice, ist alles in Ordnung?“, fragte sie in den dunkeln Raum und stellte sich neben das Bett. Ihr Gatte blinzelte sie müde an. „Du schläfst nicht?“, murmelte er leise und deutete auf die Kerze und ihren angezogenen Mantel. Sie runzelte die Stirn. „Habe ich dich etwa geweckt?“, fragte sie dann und musterte ihn, konnte jedoch keine Auffälligkeiten erkennen. Schmerzen schien er auch nicht zu haben. Das war gut. Sehr gut sogar. Sie atmete leise erleichtert aus.
„Nein...“, er schüttelte den Kopf und stemmte sich ganz langsam auf, um sie besser ansehen zu können. „Du musst schlafen...“, eröffnete er ihr dann. Sie schüttelte nur den Kopf. „Wenn jemand schlafen und sich ausruhen muss, dann du. Du bist erschöpft von der Reise und ich will nicht, dass dein Fieber wieder zurückkommt.“
Er runzelte die Stirn, bis er nickte und sich wohl geschlagen gab. Zufrieden drehte sich Malenia wieder um und verließ den Raum. „Wenn du etwas brauchst, dann sag es mir, ja?“, teilte sie ihm noch mit.
Sie setzte sich gerade hin und machte es sich wieder ein wenig gemütlich, als sie seine Stimme erneut vernahm. „Mir ist irgendwie kalt...“ Sie seufzte leise, dann erhob sie sich wieder und lief wieder mit der Kerze zu ihm. „Kalt?“, fragte sie und erhielt ein Nicken. Sie erwiderte es. „Ich lasse dir eine zweite Decke besorgen...“ „Nein... ich … würde mich viel besser fühlen, wenn du … wenn du zu mir kommen würdest. Ins Bett.“
Malenia hielt inne. Sie gefror in ihrer gesamten Haltung und starrte einfach nur vor sich her, bis ihr Gesicht rot anlief und die Farbe ihrer Haare annahm. „Zu dir?“, fragte sie in einem hohen, schrillen Ton. „Ja.“, antwortete er mit sanfter, schmeichelnder Stimme. Sie konnte Stoff rascheln hören und als sie sich zu ihm drehte, konnte sie sehen, wie er seine Bettdecke wegschob und ihr Platz machte. „So weiß ich, dass du dich ebenfalls erholst und das lässt mich deutlich besser fühlen... und mir wird wärmer, weil du da bist.“
Sprachlos starrte sie ihn mit hochrotem Kopf an. Er klopfte neben sich auf das Bett. „Und so bekommst du sehr viel schneller mit, wenn mein Fieber wieder steigen sollte.“ Sein verschlagenes Schmunzeln ging im Flackern der Kerze unter. Die Wirkung seiner Worte allerdings nicht. Malenia konnte nicht anders, als unter seinen Worten einzuknicken.
Nickend willigte sie ein. „Okay... du hast recht.“, murmelte sie und stellte die Kerze auf einen Beistelltisch neben dem Bett, bevor sie sich langsam unter die Bettdecke schob. Lime Juice machte ihr mehr Platz, bis sie bequem auf der einen Bettseite lag und die Kerze auspustete. Im Dunkeln konnte sie seinen Atem nah hinter ihr spüren und hoffte, dass er ihr laut pochendes Herz nicht hören konnte.
„Würdest du... etwas näher kommen?“, hauchte ihr Ritter. Malenia nickte in die Dunkelheit, bevor sie sich vorsichtig umdrehte und näher zu ihm rückte, bis ihre Finger gegen seine Hand stießen und sie stoppte. Langsam verschränkten sich seine Finger mit ihren und sofort zog er ihre Hand an sich, bis sie seine Lippen auf ihrem Handrücken spüren konnte.
„Gute Nacht, meine liebe Malenia.“, murmelte Lime Juice in die Dunkelheit. „Gute Nacht...“, hauchte sie mit klopfendem Herzen zurück.
Vielleicht … ganz vielleicht... konnte sie sich ja doch in diesen Mann verlieben.
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~*~
Es war einmal...

